WiYou.de - Ausgabe 03/14 - page 7

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2014
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„Wenn du als Leistungssportler heranwächst,
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dann siehst du, es gibt Olympia und dann
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willst du da hin.
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Geschwindigkeit über die Holzbahn rutscht und sich dabei leicht Schürf­
wunden und Verbrennungen holt. Schlüsselbeinbrüche sind auch so eine klas­
sische Verletzung bei uns. Aber ich denke, auf der Straße ist es eigentlich viel
gefährlicher, weil man da zum Beispiel auch noch auf die Autos aufpassen
muss.“
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Du sprichst da aus Erfahrung.
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„Ja ich hatte vor ein paar Jahren einen schweren Trainingsunfall auf der Stra­
ße, weil mir ein Auto die Vorfahrt genommen hatte. Das war ein schwerer
Rückschlag, aber mit Hilfe meiner Familie, meiner Freunde und meines
Lebensgefährten habe ich mich zurückgekämpft.“
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Und wie, immerhin bist du ja inzwischen Olympiasiegerin und
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amtierende Weltmeisterin. Sind das auch deine persönlichen Highlights?
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„Also Olympia steht über allem. Wenn du als Leistungssportler heranwächst,
dann siehst du, es gibt Olympia und dann willst du da hin. Wenn du das
schaffst und dir dann die Goldmedaille umgehangen wird, dann ist das so ein
krasser Moment, so unbeschreiblich. Ich glaube, so fühlt sich eine Mutter, die
zum ersten Mal ihr Kind im Arm hat. Es ist einfach pures Glück. Man weiß, dass
sich all die Bemühungen im Vorfeld, all das Schinden gelohnt hat. Die WMwar
ein Highlight, weil ich so lange auf einen großen Einzeltitel warten musste.
(Den Olympiasieg gab es für den Teamsprint, d. Red.) Immer hatte irgend et­
was nicht gepasst, aber diesmal lief es rund und ich war auf den Punkt da.“
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Hast du deinen Weg in den Leistungssport denn trotz dieser
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Karriere irgendwann einmal bereut? So als Teenager, wenn alle
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anderen ins Kino gehen und Freunde treffen, während du zum
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Training musst?
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„Das war zeitweise schon hart. Ich bin mit 14 von Zuhause ausgezogen und
ins Internat gegangen. Das war für meine Eltern und für mich nicht so leicht.
Ich musste schnell selbstständig werden und meinen Alltag allein organisieren.
Und dann gab es natürlich auch die Zeit, in der man eigentlich gern feiern ge­
hen oder sich einfach mal spontan mit Freunden treffen wollte. Das ging bei
mir nicht. Aber mir macht mein Sport so viel Spaß und ich kenn das auch gar
nicht anders. Wenn man Sport professionell und erfolgreich betreiben will,
dann ist das eben so, und das ist für mich auch OK. Zum Glück sind viele mei­
ner Freunde ebenfalls Sportler.“
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Gibt es ein Vorbild – jemanden, dem du nacheiferst?
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„Nein. Es gibt zwar ein paar Sportler, bei denen ich versuche, mir etwas ab­
zugucken. Aber ich möchte nicht in deren Fußstapfen treten. Ich möchte mei­
nen eigenen Weg gehen und habe ein Bild von mir im Kopf, wie und was ich
mal sein möchte.“
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Wie sieht dein Plan für die Zukunft denn aus?
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Was möchtest du mal sein?
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„Die beste Radsportlerin der Welt zu werden. (lacht) Ich will immer noch bes­
ser werden, noch mehr erreichen. Ich möchte noch zwei Zyklen, also zweimal
Olympia, mitmachen. Danach will ich mich auf eine Karriere bei der Polizei
konzentrieren und dann natürlich auch in der Familienplanung weiterkom­
men, Kinder, ein Haus … ich habe schon noch was vor.“
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Du hast bei dir im Verein auch viel mit Nachwuchssportlern zu tun.
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Welchen Rat kannst du jungen Menschen, die versuchen, im Sport
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erfolgreich zu sein, mit auf den Weg geben?
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„Glaub immer an deine Möglichkeiten. Wenn du etwas willst, dann mach
das!“
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Und du hast wirklich keine Bremse am Fahrrad?
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„Nein. Nicht am Bahnrad. Das ist traditionell so und außerdem wäre es mit
Bremse wohl noch gefährlicher. Wenn man sich erschreckt und plötzlich
bremst, würde man selbst zum Hindernis für die anderen Fahrer auf der
Bahn.“ (mü)
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