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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2014
Foto: Manuela Müller
Titel
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Wer auf ein Sportgymnasium wie das SGO gehen möchte, muss in seiner
Sportart mehr als ein bisschen Talent vorweisen können, denn hier geht es
weit über den Hobbysport hinaus.
„Oft gibt es Empfehlungen der Landes­
trainer, wenn sie bei sogenannten Sichtungswettkämpfen auf talentierten
Nachwuchs stoßen“, erklärt Florian. Der Neunzehnjährige steckt gerade mitten
in den Abiturprüfungen. Er ist seit der fünften Klasse hier in Oberhof. „Man
kann auch später noch hierher wechseln, das ist auch ein bisschen von den
Sportarten abhängig. Wir Springer und die Kombinierer (Langlauf und Ski­
springen) fangen meist schon eher an, die Biathleten, wie Maria, wechseln
meist erst ab der Altersklasse 14 und steigen dann in die jeweilige Jahrgangs­
stufe ein.“ Florian kam als kleiner Junge über seinen Vater zum Wintersport,
„der war als Kombinierer früher selbst hier auf der Sportschule. Ich habe ihm
nachgeeifert und ein bisschen rumprobiert. Der Langlauf war nicht meins,
aber das Springen lag mir und hat sich gut entwickelt. Mein damaliger Trainer
ist dann ans Gymnasium gewechselt und hat mich quasi mitgenommen.“
Bei Maria, die in der Sportgruppe im Kindergarten mit dem Skisport anfing,
war der Weg nicht ganz so klar.
„Ich hatte dann zwar auch schon mit dem
Schießen angefangen und fand das Biathlon­Gesamtpaket ganz gut, aber ich
war vor ein paar Jahren trotzdem nicht mehr so motiviert und schon kurz
vorm Aufhören.“ Marias Trainer fand aber, sie habe noch viel Potenzial und
überzeugte sie, nicht aufzugeben. „Ich habe mich dann im Winter nochmal
Wenn Sportschießen auf dem Stundenplan steht oder es statt an die Kletterstange auf die Schanze geht, ist eines klar: Normaler Schulsport ist das nicht. Den
gibt es am Staatlichen Sportgymnasium Oberhof (SGO) zwar auch, aber darüber hinaus trainieren die Wintersportasse von morgen hier hauptsächlich ihre
Wettkampfdisziplinen, wie die Biathletin Maria und der Skispringer Florian.
Sportschulstunden
richtig angestrengt und war so erfolgreich, dass ich am SGO aufgenommen
wurde. Allerdings musste ich die zehnte Klasse wiederholen.“ Insgesamt wird
Maria, die im nächsten Jahr ihren Abschluss macht, dann 14 Jahre zur Schule
gegangen sein. „Die gymnasiale Oberstufe läuft bei uns nicht die üblichen zwei
Jahre, sondern wird auf drei gestreckt. Nach der zehnten Klasse kommt man
in die Sport 11. In diesem Jahr hat man Zeit, eventuell Versäumtes nachzuho­
len und für die nächsten zwei Jahre und das Abitur vorzuarbeiten.“ Trotz aller
sportlichen Verpflichtungen wird in Oberhof nämlich nach dem „normalen“
Lehrplan unterrichtet und geprüft. Das heißt, Maria und Florian müssen die
gleichen Leistungen erbringen wie die Schüler an anderen Gymnasien.
„Nur unser Stundenplan sieht etwas anders aus.
Der Unterricht beginnt im­
mer sehr früh und wir haben nur wenige, kurze Pausen“, erklärt Florian.
Außerdem haben wir in der Oberstufe zum Beispiel Dienstag, Donnerstag und
Freitag verkürzt und nur zwei bis drei Stunden, damit wir danach gleich zum
Training können.“ Das klinge ja vielleicht recht entspannt, sei aber in Wirklich­
keit sehr anstrengend, findet Maria. „Nach der Schule wird den ganzen Nach­
mittag trainiert und schließlich muss man sich abends auch noch um die
Hausaufgaben kümmern oder lernen. Das ist schon hart, denn manchmal
möchte man einfach nur ins Bett fallen. Wir sind wohl die Einzigen in unserem
Alter, die gern ab und zu mal einen Mittagsschlaf machen würden.“ Zwar ha­
ben die Lehrer viel Verständnis, aber ein Freifahrtschein zum Faulenzen ist das
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