WiYou.de - Ausgabe 03/14 - page 41

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2014
Foto: Engel & Völkers
Schwerpunkt
41
Lisa ist im zweiten Ausbildungsjahr beim Immobilienbüro Engel & Völkers in
Jena.
Sie hatte sich nach der Schule zunächst für die Lehre zur Hotelfachfrau
entschieden, aber bald gemerkt, dass das doch nicht das Richtige für sie war.
„Ich denke, Arbeit sollte mehr als nur eine Pflicht sein, sondern auch Spaß ma­
chen. So war es damals aber nicht, deshalb habe ich mich nach einer Alter­
native umgesehen. Da mich Immobilien schon länger interessiert hatten, bin
ich dann auf die Immobilienkauffrau gekommen.“ Um sich beim zweiten
Anlauf sicher zu sein, entschied Lisa, erstmal ein längeres Praktikum bei Engel
& Völkers zu machen. „Das hat mir gut gefallen, also habe ich dort auch im
Anschluss die dreijährige Ausbildung angefangen.
Da Lisa in einem reinen Immobilienbüro arbeitet,
gehören zu ihren Aufgaben
tatsächlich das Präsentieren und Veräußern, also Verkaufen, von Wohnungen
und Häusern – so wie bei den TV­Maklern. „Aber das ist eigentlich der kleinste
Teil“, erklärt sie: „Im Fernsehen wird nicht gezeigt, wie viel Arbeit dahinter
steckt, ein Objekt überhaupt zu bekommen, das man dann vermieten oder
verkaufen kann. So muss man im Vorfeld zum Beispiel viel mit Behörden spre­
chen, sich um benötigte Unterlagen kümmern und Sachverhalte für die Eigen­
tümer klären.“ Außerdem wertet Lisa Immobilien ein, das heißt, sie ermittelt
den Marktwert, stimmt Marketingkonzepte ab, schreibt Exposés und erstellt
Präsentationen zu den Objekten, bereitet Notarverträge vor und führt Ver­
handlungen zwischen Käufer und Verkäufer. „Diese Ausbildung kann aber auch
bei einer Verwaltung oder Genossenschaft absolviert werden, da stehen dann
andere Aufgaben an, wie beispielsweise Eigentümerversammlungen organi­
sieren und leiten, Immobilien verwalten, Betriebskostenabrechnungen erstel­
len oder Bauprojekte leiten.“ Die Aufgaben in diesem Beruf seien einfach sehr
weit gefächert. Lisa könnte sich allerdings nicht vorstellen, in die Verwaltung
zu gehen, „dafür bin ich zu gern unterwegs. Als Makler immerhin fast 70
Prozent meiner Arbeitszeit. Da ich schon fast drei Jahre hier bin, kann ich auch
schon selbstständig arbeiten und Besichtigungen allein durchführen.“
Natürlich ist aber trotzdem immer jemand in der Nähe, wenn Lisa mal eine
Frage hat oder nicht weiter kommt.
Das kann bei dem sehr umfangreichen
Fachwissen, das man als Makler haben muss, schon ab und zu mal vorkom­
men. Der Theorieunterricht in der Berufsschule – der blockweise für zwei
Wochen alle drei bis sechs Monate in Gera stattfindet – ist stark kaufmännisch
geprägt. Neben Buchhaltung stehen berufsbezogene Inhalte wie Baukons­
truktion, Bauprojektmanagement, Mietrecht, Verwaltung von Wohneigentum,
Veräußerung von Wohneigentum und Finanzierung im Mittelpunkt. „Das ist
wirklich ganz schön viel, selbst nach meinem Praktikum hätte ich das nicht er­
wartet“, so Lisa. Andererseits könne sie vieles von dem, was sie eigentlich für
den Beruf lernt, auch im Privaten anwenden. „Jeder wohnt schließlich irgend­
wo. Ich kann zum Beispiel selbst überprüfen, ob meine Nebenkostenabrech­
nung stimmt.“ Was Lisa an ihrem Beruf sonst noch besonders gut gefällt?
„Man hat sehr viel Abwechslung, jeden Tag mit anderen Menschen zu tun und
kann ihnen helfen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Das macht ein­
fach wahnsinnig viel Spaß. Außerdem lernt man nie aus. Die Gesetzgebung
ändert sich oft und man muss immer auf dem aktuellsten Stand sein.“(mü)
Wenn die Darsteller der Pseudo­Doku­Soap „mieten, kaufen, wohnen“ im täglichen Vorabendprogramm Immobilien unters Volk bringen, sieht deren Arbeit
doch recht „easy“ aus. Hier den Interessenten eine Wohnung präsentieren, sie dort durch ein Haus führen und spätestens nach der dritten Besichtigung gibt’s
den Vertragsabschluss mit einer dicken Provision. Ob so auch Lisas Arbeitstag aussieht? Sie ist 22 Jahre alt und als Auszubildende Immobilienkauffrau auf dem
„echten“ Immobilienmarkt unterwegs.
Ein „echtes“ Makler­Mädchen
Immobilienkaufleute erwerben und verwalten
Immobilien und Grundstücke, vermitteln,
vermieten, verpachten oder verkaufen sie.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: mindestens ein guter Real­
schulabschluss, Freundlichkeit, Aufgeschlossen­
heit, Kontaktfreudigkeit, Verhandlungsgeschick,
gutes sprachliches Ausdrucksvermögen,
Wissbegier und Interesse am Beruf
Chancen: Weiterbildungen zum
Immobilienfachwirt oder
Betriebswirt sind ebenso
möglich, wie verschiedene
Spezialisierungen, zum
Beispiel bei Banken, in
Architekturbüros oder bei
Versicherungen.
Immobilien­
kaufleute
(m/w)
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
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